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Glück gehabt

Es fällt Menschen oftmals schwer, sich einzugestehen, dass sie einfach großes Glück hatten. Ihr Vermögen haben sie sich erarbeitet, selbst wenn es vor allem durch den Tod eines Verwandten auf dem Konto gelandet ist. Der Erfolg in Film, Musik oder Internet rührt von den eigenen Anstrengungen her und nicht davon, dass eventuell die richtigen Personen zur richtigen Zeit ein Auge auf die damals noch weitaus weniger erfolgreichen Kunstschaffenden geworfen haben. Wer am Kickertisch gewonnen hat, tat dies aufgrund der eigenen Bestleistung und nicht wegen der zwanzig Bier, die sich das gegnerische Team vorher in Rekordzeit in die neuronale Dachrinne gescheppert hat. So hält man sich fest an der eigenen Wirksamkeit und kann weitaus einfacher erklären, warum andere nicht diesen bestimmten Punkt im Leben erreichen.

Dieses Eingeständnis des Glücks geht oft mit der Erkenntnis einher, dass man nicht zu den Menschen gehört, die deutlich mehr Pech in ihrer Biografie hatten. Und das ist das nächste Problem. Man will ja weiter dazugehören. Man will nicht offen zugeben, dass man einen besseren Status hat. So erzählt Olaf Scholz, dass er noch immer zur Mittelschicht gehöre, oder die alte Binsenweisheit, dass Geld nicht glücklich mache, wird aus dem Sack gezaubert. Es ist natürlich nur Zufall, dass sie ihre Freundschaften weitaus seltener zu ärmeren Menschen pflegen. Man läuft sich halt so selten über den Weg, wie soll da denn etwas entstehen? Da kann man ja nun wirklich nichts dran ändern.

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von Malte Küppers

Aktuelle Veranstaltungen

Bild und Text

12. Oktober

2025

13:00 Uhr

schauraum: comic + cartoon, Max-Von-Der-Grün-Platz 7, 44137 Dortmund

Sonntagsführungen: Ukraine Comics

Die Ausstellung präsentiert beeindruckende Werke ukrainischer Comic-Künstler*innen und gewährt einen Einblick in eine lebendige, kraftvolle Erzählkunst.

Grafik: Leo Reznik

Seit über drei Jahren herrscht Krieg in der Ukraine, doch viele Medien richten ihre Aufmerksamkeit inzwischen auf andere Krisen. Täglich werden weiterhin Menschen getötet, Familien bangen, und die Bevölkerung versucht, Normalität zu bewahren.

Diese Arbeiten wurden erstmals auf dem Comic-Salon 2024 in Erlangen präsentiert und sind nun im schauraum: comic + cartoon in Dortmund zu sehen. Die Ausstellung bietet einen einzigartigen Einblick in die Lebensrealität eines Kriegslandes und zeigt Comics, die Geschichten von Widerstand, Verlust, Hoffnung und Überleben erzählen. Sie verdeutlichen die emotionalen und sozialen Auswirkungen des Krieges und erinnern daran, dass hinter den Schlagzeilen Menschen und ihre Erfahrungen stehen.

Ausstellungszeitraum: 06.06.2025 bis 02.11.2025

Sonntagsführung durch die Ausstellung. Keine Anmeldung nötig.

Veranstalter: schauraum: comic + cartoon

Tickets in €: frei / € 3,- Führung

Lesung und Gespräch

12. Oktober

2025

20:00 Uhr

Unperfekthaus, Friedrich-Ebert-Str. 18-26, 45127 Essen

Willi Achten „Die Einmaligkeit des Lebens“

Willi Achten erzählt die bewegende Geschichte zweier Brüder in einem vom Braunkohletagebau bedrohten Dorf im Rheinland.

Willi Achten, Foto: Heike Lachmann

In seinem neuen Roman „Die Einmaligkeit des Lebens“ (Piper 2025) erzählt Willi Achten die bewegende Geschichte zweier Brüder in einem vom Braunkohletagebau bedrohten Dorf im Rheinland. Auf zwei Zeitebenen – 1988 und 2017 – entfaltet sich eine Familiengeschichte voller Nähe, Verlust und innerer Stärke. Während der geschnitzte Altar der Dorfkapelle als Symbol kultureller Verwurzelung dient, schreitet der Abbau der Landschaft ebenso gnadenlos voran wie die Krankheit, die Vinzenz, einen der Brüder, aus dem Leben zu reißen droht.

Der Roman verbindet persönliche und gesellschaftliche Zerstörung auf eindrückliche Weise – „Ein starkes Stück Prosa, erschütternd und ermutigend zugleich, dem man sich schwerlich entziehen kann“, urteilte die Frankfurter Rundschau.

Im Anschluss an die Lesung gibt es ein moderiertes Gespräch über die Hintergründe des Romans, die literarische Verarbeitung von Krankheit und Verlust – und über das, was bleibt.

Der Eintritt zur Lesung ist im Club-Eintritt vom Unperfekthaus inklusive (aktuell 7€), aber wir freuen uns über Spenden.

Veranstalter: Schriftstellerei-Community

Tickets in €: frei

Lesung und Gespräch

13. Oktober

2025

19:30 Uhr

Buchhandlung Proust, Am Handelshof 1, 45127 Essen

Henning Melber „Der lange Schatten des deutschen Kolonialismus“

Henning Melber gibt einen umfassenden und schonungslosen Überblick über die Geschichte der deutschen Kolonialherrschaft und wie ihr Erbe in der Gesellschaft nachwirkt.

Henning Melber, Foto: Mattias Sköld/Nordic Africa Institute

Henning Melber, Foto: Mattias Sköld/Nordic Africa Institute

Das viertgrößte überseeische Kolonialreich der Welt war von 1884 bis 1914 das des Deutschen Kaiserreichs. Dennoch ist diese Tatsache kaum bekannt und auch nur wenige Schulbücher behandeln den deutschen Kolonialismus als Thema.
Während in Frankreich und Großbritannien bereits seit Längerem Debatten über die Auswirkungen des Imperiums auf ehemalige Kolonien und die kolonisierten Gesellschaften stattfinden, ist der Umgang mit dem deutschen Imperialismus erst in jüngerer Zeit in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. Erst 2015 räumte die deutsche Regierung erstmals halbherzig ein, dass die in den Jahren 1904 bis 1908 in der Siedlerkolonie Deutsch-Südwestafrika (heutiges Namibia) durchgeführte Vernichtungspolitik als Völkermord einzustufen ist.
Doch die jüngste Belebung der Debatte über Deutschlands koloniale Vergangenheit wird durch fortgesetzte Verdrängung, Leugnung und eine populistische Rechte, die revisionistische Umdeutungen der deutschen Kolonialvergangenheit durchzusetzen versucht, behindert. Eine Kampagne gegen die postkolonialen Studien hat versucht, jede ernsthafte Auseinandersetzung mit den Verbrechen des imperialen Zeitalters zu denunzieren und auszugrenzen.

Henning Melber gibt einen umfassenden und schonungslosen Überblick über die Geschichte der deutschen Kolonialherrschaft und analysiert, wie ihr Erbe in der deutschen Gesellschaft, Politik und den Medien wirkt und debattiert wird. Dabei geht er auch auf die Alltagserfahrungen von Afrodeutschen ein, auf die Rückgabe geraubter Kulturgüter und auf die Auswirkungen der Kolonialgeschichte auf wichtige Institutionen wie beispielsweise das Humboldt-Forum.

Lesung und Gespräch mit Henning Melber und Barbara Schneider vom Arbeitskreis Hagen postkolonial. Moderation: Rita Schäfer.

Henning Melber, deutsch-namibischer Politik- und Afrikawissenschaftler, forscht seit vielen Jahren zur Kolonialgeschichte Afrikas und insbesondere zum Völkermord an den Herero und Nama während der deutschen Kolonialherrschaft in Namibia.

Barbara Schneider ist Mitglied des Lehrgebiets „Geschichte Europas in der Welt” des Historischen Instituts der FernUni Hagen, gehört zum „Arbeitskreis Hagen postkolonial“ und führt postkolonial durch Essen und Hagen.

Rita Schäfer ist freiberufliche Afrikawissenschaftlerin mit dem Forschungsschwerpunkt Gender in Afrika.

Veranstalter: Buchhandlung Proust, Historisches Institut der FernUni Hagen, EXILE Kulturkoordination e. V.

Tickets in €: 5,- / für Jugendliche frei

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Großes Finale im Lesezirkel mit „Paradise Garden“ von Elena Fischer

Der Lesezirkel wurde Ende 2023 eingestellt. Hier finden Sie aber noch alle Leserunden.

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