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Was machen Schauspielerinnen und Schauspieler, wenn die Theater geschlossen, die Scheinwerfer abgeschaltet sind und Filmprojekte auf Eis liegen? Was machen sie in Zeiten des Lockdowns, wenn sie sich nicht sehen lassen dürfen? Sie lassen von sich hören!
Lina Beckmann, ihr Mann Charly Hübner und ihre Brüder Nils und Till Beckmann haben zum 250. Jubiläumsjahr von Friedrich Hölderlin ein Hörspiel von Hartmut Kaspers vertont, Musik von Sebastian Maier. Es nimmt uns mit in die Untiefen von Hölderlins Biografie und baut lustvoll eine Fiktion um die Frage: Wie wäre Hölderlin als Mainstream-Autor?
HÖLDERLINS FENSTER – die unmöglichen Begegnungen des Herrn Hofbibliothekars
„Hölderlins Fenster“erzählt die Geschichte des Scheiterns am eigenen Anspruch eines Ein- und Weggesperrten, einer Isolation eigener Art. Soll der Dichter des berühmten Briefromans HYPERION nicht wahnsinnig gewesen sein, Stimmen gehört und sich mit ganz anderen verwechselt haben, mit Kopfgeburten, Geistern? Der, durchaus nicht unvermögend und von der lebenspraktischen Mutter für den Pfarrdienst vorgesehen, auf der Suche war nach Sinnstiftung und Verwirklichung revolutionärer Ideen von selbstbestimmter Freiheit und der unter diesen Spannungen litt, die ihn zerrissen und unter denen er schließlich zusammenbrach.
Am 7. Juni des Jahres 1802 überquert Hölderlin die Rheinbrücke bei Kehl; in Stuttgart aber trifft er erst Ende des Monats ein. Was geschah in der Zwischenzeit? Wohin hat er sich in den verlorenen Wochen verloren? Wie und warum erkrankte sein Geist nach dem langen Marsch von Bordeaux nach Stuttgart? Keine Ferndiagnose quer durch die Zeit wird es uns verraten. Seine erfolglose Wiederbelebung der griechischen Götterwelt ist beseelt von allumfassender Harmonie, ohne Widerspruch zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft, seine Liebschaft zu Susette Gontard in der Figur Diotimas so überhöht und veredelt, dass sie keine Entsprechung mehr finden kann in der Wirklichkeit. Sind sie nur poetische Antriebskraft für illustre Träume? Ist der Hang dieses schönen und schöngeistigen Apoll zum anderen Geschlecht von kreativem Kalkül getragen? War seine Beschwörung der griechischen Götterwelt dem Drang nach Erfolg im Umfeld deutscher Geistesgrößen geschuldet? Oder ist seine Krankheit am Ende nur trotzige Reaktion auf die unerfüllbaren Erwartungen seiner Umgebung, ist seine zweite Lebenshälfte ein Rückzug nach innen in den Elfenbeinturm, sein Ausleben überbordender Sprache in Sprachmusik und Überhöhung von Empfindung und Ästhetik eine Inszenierung in Attitüden?
Doch kann ein trotziger oder verwirrter Geist solche Poesie dichten?
In seinem Turm begegnen ihm in den Fenstern Reflektionen, Flashbacks, Vexierbilder, Spiegelungen, ihm begegnen Besucher, die aus der Zeit und der Wirklichkeit gefallen sind – begleitet vom Zeitgeist, in Dialogen durch die Zeit die Krise des Dichters in der dürftigen Zeit der Krise auszuleuchten, abseits von romantischen Floskeln und literaturhistorischen Mythen.