Lesereihe

Jüdische Literaturtage in Essen

Bei der J·Lit 24 lesen jüdische Schriftstellerinnen in der Alten Synagoge, dem LeseRaum und der Stadtbibliothek Essen

Die Alte Synagoge in Essen ist einer der Spielorte der JLit. Foto: Stadt Essen

Von Diana Matut

Die Stimmen jüdischer Schriftstellerinnen sind divers, jung, lebendig und von solcher Strahlkraft, dass deutlich wird: Nie wieder werden sie leise und in zweiter Reihe des Kulturbetriebes stehen. Sich einmischen in politische und soziale Diskurse, aus jüdischen Quellen schöpfen und sie für das Lebensumfeld des 21. Jahrhunderts erschließen, zeichnet diese neue Generation aus.

Kol isha – die vortragende, singende Stimme der Frau galt (und gilt in einigen jüdischen Strömungen bis heute) als zu anregend, um von (fremden) Männern oder in der Synagoge gehört zu werden. Daher war der Begriff kol isha lange Zeit ausschließlich ein verwehrender. Diese Literaturtage eignen sich den Begriff an und verwandeln ihn zu einem her voice – auf dass die Stimmen jüdischer Frauen nie wieder ignoriert werden können.

Ein jüdisches Literaturfestival des Jahres 2024 deutschsprachigen jüdischen Autorinnen widmen zu dürfen, ist, historisch betrachtet, ein großes Privileg. Ohne die Ankunft jüdischer Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, ohne die vielen in Deutschland lebenden Israelis und die Internationalität persönlicher und beruflicher jüdischer Frauenbiographien wäre die Vielfalt jüdischer Frauenstimmen so heute nicht denkbar.

Im Jahr 2024, in dem sich Gruppierungen »Remigrations«-fantasien hingeben, kann keine Besucherin eines jüdischen Literaturfestivals unpolitisch sein. Dass jüdische Frauen nach Essen kommen, um hier aus ihren Werken zu lesen, ist Ergebnis einer Haltung, die auf Willkommen setzt. In diesem Sinne mögen alle folgenden Literaturfestjahre neben Debatten und Diskurs vor allem eines verdeutlichen: Nur aus der Vielfalt der Gedanken entsteht Zukunft.

Alle Lesungen mit z. B. Dana von Suffrin, Lana Lux und Mirna Funk finden sich auf unseren Veranstaltungsseiten.

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