Ausgezeichnet

Literaturpreis Ruhr 2022: Die Ausgezeichneten

"Nordstadt" von Annika Büsing setzt sich im Rennen um den Hauptpreis durch, den Förderpreis bekommt Murat Kayi für seinen Text in der Anthologie "wie weiter? 25 literarische Aussichten zum Ruhrgebiet" des literaturgebiet.ruhr und der Ehrenpreis geht nach Moers

Moderatorin Elif Senel führte durch die Galaveranstaltung in Witten. Foto: Dirk A. Friedrich

Den Hauptpreis des Literaturpreis Ruhr 2022 gewinnt Annika Büsing für ihren Roman „Nordstadt“, erschienen im Steidl-Verlag. Die Jury über das Debüt aus Bochum, das seit seinem Erscheinen bereits bundesweit für viel Aufsehen gesorgt hat:

„Jede Ruhrgebietsstadt hat eine Nordstadt. Wer dort herkommt, startet mit schwerem Gepäck ins Leben – so wie Bademeisterin Nene und der arbeitslose, behinderte Boris. Im Schwimmbad lernen sie, nicht unterzugehen und einander über Wasser zu halten. Bei Büsing sitzt jedes Wort, sie seziert die Verhältnisse messerscharf und erzählt mit Humor und mit großer Empathie für die, denen von Anfang an wenig gegeben und viel genommen wird. Eine schnelle, raue Liebesgeschichte von robuster Sensibilität und mit Zuversicht: ein beeindruckendes Debüt.“

Herzlichen Glückwunsch, liebe Annika Büsing!

Hier ein Daumenkino der Freude und die einmütige Laudatio der fünf Jurymitglieder im Video:

Dass der Förderpreis an Murat Kayi geht, freut uns im literaturgebiet.ruhr natürlich. Denn sein sehr gewitzter, nun ausgezeichneter Text „Walfred Zobel“ ist in unserer Anthologie „wie weiter? 25 literarische Aussichten zum Ruhrgebiet“ erschienen. „Walfred Zobel“ ist eine fiktive Biografie über den „Entdecker der Zukunft“.

Murat Kayi ist bekannt als Musiker, als Singer- Songwriter, als Mitglied der Crew vom „Geierabend“ und als Moderator der WDR-Sendung „Liederlounge live“. Er schreibt bereits an weiteren Geschichten.

Aus der Laudatio von Professor Ralph Köhnen von der Ruhruni Bochum:

„Es ist tiefstes Mittelalter in Dortmund, von wo aus Walfred Zobel eine sagenhafte Bildungsreise antritt. Seine bleibenden Verdienste: der Friedens-Zobel-Preis für alle Prokrastinierenden und ein Unbehagen an Gegenwart und Vergangenheit, weswegen er als ‚Vordenker der Vorfreude‘ das Prinzip Zukunft entdeckt, ein Kompositum aus ‚Zuckung‘ und ‚Vernunft‘. Stilsicher navigiert Murat Kayi mit seiner humorvollen Chroniksatire zwischen Helge Schneider, Eulenspiegelschwank, Nibelungensage und Walter Moers‘ Käptn Blaubär.“

Der undotierte Ehrenpreis für herausragende Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet geht in diesem Jahr an Ursula Friebel, Bibliothekarin in der städtischen Bibliothek Moers.

Aus der Begründung: Ursula Friebel ist eine „unsung hero“ im besten Sinn, eine unbesungene, eher übersehene Heldin, die für all jene steht, deren unermüdliche Arbeit im Hintergrund das kulturelle Leben im Ruhrgebiet erst ermöglicht. Beim international und hochkarätig besetzten Krimifestival Moers war Uschi Friebel von Anfang an dabei; seit vielen Jahren liegt die Federführung, die Kuration und die Organisation des alle zwei Jahre stattfindenden Events bei ihr. Sie wirkt absolut bescheiden aus der zweiten Reihe, dabei ist sie Motor und Seele des Festivals. Aber das ist nicht das einzige Gebiet, auf dem sie sich neben ihrer Anstellung als Lektorin in der Belletristik und den üblichen Bibliotheksarbeiten (Informationsdienst, Ausleihe etc.) engagiert. So hat sie im Pandemiejahr 2021 das Projekt „Corona – Moers schreibt ein Buch“ mit auf den Weg gebracht, es lektoriert und herausgegeben. Frau Friebel ist aktiv in der Moerser Gesellschaft zur Förderung der Literatur e. V., und auch im Netzwerk literaturgebiet.ruhr bringt sie sich ein.

Der Ehrenpreis ist kein Jurypreis, sondern er wird vom RVR in Absprache mit dem Literaturbüro Ruhr direkt vergeben. Die Laudatio auf Ursula Friebel hält Eva Schmelnik-Tommes, ehemalige Leiterin der Bibliothek Moers, heute Abteilungsleiterin in der Stadtbibliothek Duisburg.

Der Literaturpreis Ruhr ist die wichtigste ideelle wie materielle Auszeichnung für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die im Ruhrgebiet leben, sowie für Autorinnen und Autoren von außerhalb, die über die Region schreiben. Er wird seit 1986 jährlich vom Regionalverband Ruhr vergeben und vom Literaturbüro Ruhr organisatorisch und konzeptionell betreut.

Der Hauptpreis ist mit 15.000 Euro dotiert. Er wird für ein literarisches Werk vergeben, nicht mehr für das Gesamtwerk einer Schriftstellerin oder eines Schriftstellers. Um mit dem Hauptpreis ausgezeichnet werden zu können, muss ein thematischer Bezug zum Ruhrgebiet vorliegen oder die Autorin oder der Autor lebt im Ruhrgebiet. Eine unabhängige Jury wählt den Siegertitel aus. Vor der Preisverleihung wird eine Shortlist mit drei bis fünf favorisierten Büchern veröffentlicht. Die Gewinnerin oder der Gewinner wird bei der Preisverleihung bekannt gegeben.

Der Förderpreis wird an eine Nachwuchsautorin bzw. an einen Nachwuchsautor vergeben. Die Kandidatinnen und Kandidaten müssen im Ruhrgebiet leben. Dotiert ist der Förderpreis mit 5.000 Euro. Eine Altersgrenze besteht nicht. Selbstbewerbungen sind ebenso zugelassen wie Nominierungen von Literaturinstitutionen wie z.B. Verlagen, literaturnahen Einrichtungen und den Jurymitgliedern. Der Förderpreis hat eine eigene Jury.

Der Ehrenpreis geht an eine Person oder eine Organisation, die sich auf herausragende Weise für die Literatur in der Metropole Ruhr einsetzt oder verdient gemacht hat. Dieser Preis ist kein Jurypreis, sondern wird vom RVR direkt vergeben. Er besteht in einer Skulptur aus Worten und Stahl von Künstler Peter Schloss.

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