„Warum genau er beschlossen hatte, ins Ruhrgebiet zurückzukehren?
Keine Ahnung, vielleicht wegen der guten Luft.“
Petulski verlangt von Kies nur eins: Ritter finden und die Beweise vernichten. Ein wasserdichter Plan, aber wo anfangen?
Tobi Katzes Projekt hat seinen Anfang bereits vor Monaten genommen. Wochenlange Arbeit stecken in dem Online-Krimi, der vor allem durch seine Detailfreude besticht. „Arme Ritter“ ist kein klassischer Krimi, es gibt keinen Tatort und keine Leiche. Die Figuren, die Katze zeichnet, sind Tatort genug, eher tot als lebendig. Die Geschichte ist atmosphärisch dicht, fast süffig kommt sie daher. Und das Setting ist zweifellos ungewöhnlich, denn Katze hat seinem Protagonisten direkt eine eigene Homepage gebaut.
Irgendwo zwischen dem Tab zu meinem Mailaccount und der geöffneten Suchmaschine bin ich jetzt auf Spurensuche, begleite Bernd Kies in seinem düsteren Verbrecheruniversum durch seinen ersten Fall. Schon nach wenigen Sekunden fühle ich mich hineingesogen in diese Welt aus dunklen Orten und gescheiterten Gestalten, es riecht nach Zigaretten und dreckigen Geheimnissen. Kies geht voran, ich folge ihm. Und dann liegt es an mir, zu entscheiden, wie es weitergeht.
Denn wie die Suche ausgeht, hat der/die Leser*in hier selbst in der Hand. Per Mausklick wird die Erzählung vorangetrieben, neue Orte und Figuren schälen sich aus der Schwärze der Webseite. Der Text kommt als Hörbuch daher, visuell unterstützt durch pointierte typografische Einblendungen und starke Illustrationen des Dortmunder Künstlers Murat Kayi. Von ihm stammt auch die Musik, die sich zusammen mit Katzes Stimme und den Bildern zu einem spannenden literarischen Erlebnis fügt.
Dass Katze schreiben kann, ist unlängst erwiesen („Morgen ist leider auch noch ein Tag“, Rowohlt (2015), u. a.). Mit „Arme Ritter“ beweist er aber nicht nur sein Talent als Autor: Katze programmiert, spricht und schneidet die Videos, kreiert einen Mikrokosmos, der den/die Leser*in hineinzieht in das alte Ruhr Noir.
Mit etwas Glück gibt es Bernd Kies in ein paar Monaten mit einer neuen Geschichte. Diesmal abendfüllend, auf einer Bühne und vor Publikum. Wer die Wartezeit überbrücken will, kann bis dahin „Arme Ritter“ gleich mehrmals erleben – und sich immer neu entscheiden. Es lohnt sich!
Das Projekt „Arme Ritter – Ein Kies Krimi“ ist im Internet kostenfrei verfügbar. Der Autor freut sich allerdings über eine Spende über den eingefügten Paypal-Link.
Hier geht es direkt zum Krimi: www.berndkies.de