Lesereihe

KUNST LESEN geht in Duisburg weiter

Die Reihe des Literaturbüro Ruhr zieht ins Lehmbruck Museum um

Zwischen den Skulpturen von Wilhelm Lehmbruck: die Bühne für Lesungen und Gespräche über Bücher zur bildenden Kunst (Foto: Lehmbruck Museum)

Nach zwei Jahren im Kunstmuseum Bochum zieht die Reihe KUNST LESEN ins Lehmbruck Museum in Duisburg um. Ein fantastischer Ort für Lesungen mit Autorinnen und Autoren und intensive Gespräche über die Kunst!

Ab April wird KUNST LESEN einmal im Monat zwischen den Skulpturen von Wilhelm Lehmbruck hochkarätige Künstlerromane und andere aktuelle Bücher zur bildenden Kunst präsentieren. Am Donnerstag, den 13.4., eröffnet Jörg Thadeusz mit seinem soeben erschienenen Roman Steinhammer die Reihe.

Jörg Thadeusz hat das Leben seines Großonkels, des Malers Norbert Tadeusz, zum Thema seines Romans gemacht. (c) Maya Claussen

Dortmund-Lütgendortmund in der Nachkriegszeit, das bedeutet Armut, Kriegstraumata und wenig Hoffnung auf eine rosige Zukunft. Drei Jugendliche kämpfen um einen besseren Platz im Leben.

Edgar wächst bei seiner Mutter und seinem Onkel – der Vater ist im Krieg gefallen – in den 50er-Jahren in der Steinhammer Straße in Dortmund auf. Er soll später den Friseurladen übernehmen oder bei schlechtem Betragen zur Strafe auf den Pütt. Er, seine Jugendliebe Nelly und sein bester Freund Jürgen – sie alle haben genug von der ärmlichen Enge und Versehrtheit des Viertels und träumen davon, alles hinter sich zu lassen. Als Edgar die Möglichkeit bekommt, Schaufensterdekorateur zu lernen und Förderer findet, öffnet sich die Tür zur Düsseldorfer Künstlerszene. Doch Edgar ist anders als die Sprösslinge reicher Familien und eckt mit seiner unkontrollierten Art immer wieder an. Thadeusz schreibt in diesem authentischen Roman über einen Aufsteiger, der mit seiner Herkunft bricht und sie doch nie ganz loswird.

Jörg Thadeusz ist Journalist, Moderator und Autor. Für seine Außenreportagen bei »Zimmer frei« erhielt er den Grimme-Preis. Er moderiert die politische Gesprächssendung »Thadeusz und die Beobachter« im rbb-Fernsehen. Bei WDR2 befragt er in seiner Abendsendung Menschen, die etwas zu sagen haben. Er ist wöchentlicher Kolumnist der Berliner Morgenpost. Bei Kiepenheuer & Witsch erschienen von ihm: Rette mich ein bisschen, 2003, Alles schön, 2004, Aufforderung zum Tanz (gemeinsam mit Christine Westermann), 2008, Die Sopranistin, 2011, sowie Die vereinigten Zutaten von Amerika, 2012 (gemeinsam mit Anna Engelke).

Das Gespräch führt die Kulturjournalistin Claudia Dichter (WDR 5-Scala, WDR 3-Resonanzen, Mosaik).

Tickets für 10 Euro/erm. 7 Euro hier.

Rose-Maria Gropp erzählt von den Frauen in Picassos Leben. (c) Frank Roeth FAZ

11. Mai 2023 „Göttinnen und Fußabstreifer. Die Frauen und Picasso“ von Rose-Maria Gropp

Zum 50. Todesjahr von Pablo Picasso. Gebraucht, geliebt, gehasst: Picasso war besessen von Frauen. Er brauchte und benutze sie für sein Schaffen, ließ sich von ihnen inspirieren, war zweimal verheiratet und hatte unzählige Geliebte.

Die Kunstkennerin Rose-Maria Gropp widmet sich in diesem Buch Gefährtinnen, Geliebten und Gemalten von Picasso. Sie erkundet ihre Biografien und macht sie im Spannungsfeld von Schöpfung und Dekonstruktion begreifbar. Sie betrachtet sie unabhängig von Picasso als eigenständige Menschen, zum Teil auch Künstlerinnen, und will noch nicht beachtete Facetten im Geflecht der Frauen sichtbar machen.

„Um Picasso gab es ein regelrechtes Geflecht von Frauen, eng untereinander verwoben, in dessen Zentrum er zu nisten beliebte. So entstand ein Modell fortwährender Überschneidungen und unerklärter Ablösungen. Er brauchte die immer neue Frau, er wollte die immer jüngere Frau, die seine Potenz in jedem Sinne beglaubigte. Nennen wir diese Verflechtungen das ›System Picasso‹.“

Rose-Maria Gropp ist Journalistin, Publizistin, Kunstkennerin und Kritikerin. Sie schreibt über Kunst in all ihren Erscheinungsformen. Viele Jahre lang war sie Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Zur Veranstaltung bringt sie nicht nur das Buch, sondern auch viel Bildmaterial mit. Stefan Koldehoff (Deutschlandfunk) führt das Gespräch.

Johanna Gastdorf liest auf Deutsch aus "Schmales Land" von Christine Dwyer Hickey vor. Foto: Adrienne Meister

15. Juni 2023 „Schmales Land“ von Christine Dwyer Hickey

Mit kraftvollem Pinselstrich malt Christine Dwyer Hickey das leuchtende Porträt eines Sommers, der Ehe von Edward Hopper und seiner Frau Josephine, und einer ungewöhnlichen Freundschaft. Sie fängt die Farben von Einsamkeit, Nähe und Momenten flüchtigen Glücks ein.

Es ist das Jahr 1950. Mit einem Comic-Heft und einem Schokoriegel in der Tasche kommt Michael, ein zehnjähriger deutscher Waisenjunge, in Amerika an. Ein Sommer am Meer in Cape Cod soll die Schrecken des Krieges verblassen lassen. Licht tanzt über die Dünen und ergießt sich über kanariengelbe Sonnenschirme, doch weder das noch die Familie, die ihn aufnimmt, lindern Michaels Verlorenheit. Erst durch die eigenwillige Mrs Aitch, eine Künstlerin, die im Schatten ihres berühmten Mannes an der Bucht lebt, öffnet sich ihm in der unvertrauten Idylle eine neue Welt.

Die deutschen Texte liest die bekannte Schauspielerin Johanna Gastdorf vor.

Christine Dwyer Hickey, geboren 1958 in Dublin, ist Autorin und Dramatikerin. Sie schreibt Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke, ihre Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerein lehr sie Kreatives Schreiben. Für ihre Romane war sie u. a. für den Orange Prize und den Prix L’Européen de Littérature nominiert, für Schmales Land wurde sie mit dem Walter Scott Prize und dem Dalkey Literary Award ausgezeichnet. Foto: Sergey Takichkin.

Antje Deistler moderiert und übersetzt das Gespräch mit Christine Dwyer Hickey auf Englisch und Deutsch.

Leonhard Hieronymi schreibt über die Menschen, die Kunst wirklich herstellen. ©Linda Rosa Saal

17. August 2023 „Der gute König“ von Leonhard Hieronymi

Ein kleiner Handwerksbetrieb in der Vorstadt – und nebenan die Fabrik, in der Weltkunst entsteht. Mit diesem brillant-entlarvenden Roman setzt Leonhard Hieronymi den Helden der Arbeit ein bleibendes Denkmal:

Ein Gewerbegebiet am Rande Frankfurts, die Villengrundstücke des Taunus zum Greifen nah: Hier arbeitet Fansi im Klempnerbetrieb von Hieronymus Bosch, der seine besten Zeiten hinter sich hat. Ein paar Hallen weiter lockt mit der Perugino AG ein metallverarbeitendes Unternehmen, dessen Mitarbeiter im Auftrag von Jeff Koons unter vollem körperlichen Einsatz denkwürdige Kunstobjekte erschaffen, deren Weg in die Museen der Welt und die Lichthöfe der Reichen vorprogrammiert ist. Auch Fansi erliegt dem Reiz des Glanzes und begibt sich auf abenteuerliche Montagereise nach Paris.

Leonhard Hieronymi entführt uns in eine aberwitzige Welt zwischen poliertem Edelstahl und Silikonfugen und stellt die Frage, wessen Arbeit wirklich zählt.

Leonhard Hieronymi wurde in Bad Homburg geboren und stammt aus einer Familie voller Handwerker. Bei Hoffmann und Campe erschien 2020 sein Roman »In zwangloser Gesellschaft«. Zuletzt veröffentlichte er ein literarisches Sachbuch über die Frankfurter Techno-Szene unter dem Titel »Trance«. Hieronymi lebt in Potsdam.

Das Gespräch mit dem Autor führt Catalina Rojas-Hauser (WDR, Kulturrat NRW).

Aron Boks erzählt von seinem Urgroßonkel, dem DDR-Staatsmaler Willi Sitte. (c) Ken Yamamoto

21. September 2023 „Nackt in die DDR – Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat“ von Aron Boks

Lieber vom Leben gezeichnet als von Sitte gemalt?

Willi Sitte – Künstler, überzeugter Kommunist, Funktionär, Machtmensch. Er gilt als einer der einflussreichsten und umstrittensten Maler der DDR. Aron Boks ist sein Urgroßneffe und hat sich bisher kaum für seinen berühmten Verwandten interessiert. Bis bei einem Familientreffen plötzlich ein Gemälde auftaucht: Die Heilige Familie. Aron beginnt, Fragen zu stellen: Wer war Willi Sitte wirklich, was trieb ihn an?

Das Gemälde wird zum Ausgangspunkt seiner biografischen Recherche, die ihn mit Geschehnissen während und nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders mit den Jahren vor und nach der »Wende« konfrontiert. Irgendwann wird ihm klar, dass die Beschäftigung mit seiner Familie und der DDR auch zu einer Beschäftigung mit sich selbst wird. Aron sammelt, fragt nach und fügt Ereignisse zusammen, die Willi Sitte auf seinem Lebensweg prägten. Zu den Zeitzeugen, mit denen er spricht, gehören neben Ingrid Sitte auch Wolf Biermann, Gerhard Wolf und Volker Braun.

Für Aron, der die DDR selbst nicht mehr erlebt hat, zeigt sich der Maler Willi Sitte als Mensch in all seiner Zerrissenheit. Zwischen Ideologie und Idealismus, Ruhm, Macht, Kunst und Anerkennung. Eine Suche, die uns zu den wichtigsten Fragen der jüngsten Vergangenheit Deutschlands führt.

Aron Boks wurde 1997 in Wernigerode geboren und lebt als Autor, Slam Poet und Moderator in Berlin, Neukölln. 2019 erhielt er den Klopstock-Förderpreis für Neue Literatur. Seit 2021 schreibt er vor allem für die taz und die taz.FUTURZWEI-Kolumne »Stimme meiner Generation«.

Moderation: Sandra Da Vina (Autorin, Poetry Slammerin)

Soweit die Termine, die bei KUNST LESEN bereits feststehen. Auch im Oktober, November und Dezember geht die Reihe weiter – wir halten Sie auf dem Laufenden!

Die Lesungen fangen um 18 Uhr an. Tickets kosten jeweils 10 Euro/erm. 7 Euro. Reservierungen unter info@lehmbruckmuseum.de oder 0203-283 3294 (Kasse).

Artikel teilen

Vorheriger Artikel

Wir werden 5!

Nächster Artikel

Eine Ganzkörperlesung zum Welttag des Buches