Ausgezeichnet

Literaturpreis Ruhr 2024: Nur Gewinner*innen

Im Gelsenkirchener Schloss Horst wurden der Hauptpreis, der Förder- und der Ehrenpreis vergeben.

Der Moment, als Necati Öziri seinen Namen hörte...

Den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis gewinnt Necati Öziri für sein Romandebüt „Vatermal“. Der neue Regionaldirektor des RVR, Garrelt Duin, übergab den Preis. Theaterautor Öziri setzte sich damit gegen die drei Mitnominierten Dietlind Falk („No Regrets“), Sarah Jäger („Und die Welt, sie fliegt hoch“) und Sina Scherzant („Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“) durch.

In „Vatermal“ schreibt der junge, todkranke Arda einen Brief an seinen Vater, den er nie kennengelernt hat. Das Buch erzähle die Geschichte einer Einwandererfamilie auf absolut mitreißende Weise, war sich die Jury einig. Hochliterarisch, aber gleichzeitig auch im Sound der Straße geschrieben, biete das Werk ein intensives Leseserlebnis. „Vatermal“ sei ein Buch, in dem es um Alltagsrassismus geht, ohne dass das Wort Rassismus je explizit genannt wird. Ein feministisches Buch, ohne dass die Begriffe Feminismus oder Patriarchat jemals fallen. Und ohne dass der Ort oder das Ruhrgebiet jemals genannt werde, sei man als Bewohner*in des Ruhrgebiets sofort dort. Fazit: „Ein Buch, das man in vielen Jahrzehnten noch lesen wird.“

Die Videolaudatio versammelt die Jurymitglieder zu einem begeisterten Chor:

Den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis bekommt in diesem Jahr Miedya Mahmod. Dey ist in der Poetry-Slam-Szene im  literaturgebiet.ruhr und darüber hinaus schon lange ein Star. Einer größeren Öffentlichkeit ist Miedya seit dem Bachmannwettbewerb in Klagenfurt ein Begriff.

Mit Miedya Mahmod werde eine literarische Stimme ausgezeichnet, die nicht besser das Herz des Ruhrgebiets zum Ausdruck bringen könnte, sagte Jurymitglied Bozena Badura in ihrer Laudatio: „Gleichzeitig in vielen Sprachen verwurzelt, synchron multilingual, eine Stimme, die unter Einfluss vieler Kulturen zu sich selbst gefunden hat. Es ist eine literarische Stimme, die ebenso stark-laut wie verletzlich-leise wirkt, frisch, modern, zurückhaltend-selbstbewusst. Es ist eine literarische Stimme, deren unverwechselbarer, rhythmisch-melodischer Klang noch lange nachhallt.“

Miedya Mahmod nahm den Förderpreis für das Langgedicht „Hinter vorgehaltener Zunge schweigen wir oder Die Destinationale“ von Jörg Obereiner entgegen, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Sport und Vielfalt beim RVR.

Miedya Mahmod darf sich über den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis freuen

Er hat schon lange jede Auszeichnung für sein Werk verdient, nun bekommt Jörg Hilbert, Vater von „Ritter Rost“, den Ehrenpreis des Literaturpreis Ruhr für seine besonderen Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet. Seine berühmteste Gestalt, der Ritter Rost, hat ja auch 30. Jubiläum in diesem Jahr! Felix Janosa, der die Lieder zu den Ritter-Rost-Geschichten schreibt und komponiet, hielt die lustige Laudatio, in der er von „Jörgs wild wuchernder Fantasie und Poesie“ schwärmte: „Manchmal denke ich an Michael Ende, häufiger an Walter Moers, doch die Sprache mit ihren zahllosen Neuschöpfungen und Eigenheiten ist immer als echter Hilbert erkennbar.“ Jörg Hilbert selbst unterhielt das Publikum mit einem bebilderten Vortrag, in dem er das literaturgebiet.ruhr zum „Ritteraturgebiet Ruhr“ erklärte.

Der Ehrenpreis besteht aus einer Skulptur des Künstlers Peter Schloss und ist damit ein Preis aus Stahl und Worten – das klingt doch schon fast wie das nächste Ritter-Rost-Buch, oder?!

Jörg Hilbert bekommt den Ehrenpreis für besondere Verdienste um die Literatur im Ruhrgebiet.

Der Galaabend auf Schloss Horst wurde moderiert von Katty Salié und war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Die Verleihung des Literaturpreis Ruhr hat sich längst zu einem der wichtigsten Termine der Literaturszene entwickelt.

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