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von Marion Gay
Ich möchte dir gratulieren, sagte Monika Littau am Telefon. Das war im September 2019. Gerade hatte ich erfahren, dass mein Gedicht Once we started für einen der postpoetry.NRW-Preise ausgewählt worden war. Ich schreibe Erzählungen, Thriller und Bücher über das kreative Schreiben. Kunst- und Theaterkritiken für den Westfälischen Anzeiger. Aber sehr gerne und immer wieder auch Lyrik.
Zwei Monate später fand die Preisverleihung in der Stadtbibliothek Wuppertal statt. Vorher gab es einen Workshop, bei dem wir zehn Preisträger*innen uns kennenlernten – fünf Lyriker*innen und fünf Nachwuchsautor*innen. Wir sprachen über Inspiration und die Magie der Worte und fanden uns zu Zweier-Teams zusammen: Profi und Nachwuchs. Meine Partnerin war Lisa Polster (1996). In ihrem Gedicht „Mai“ kollidierten die Kirschbaumblüten mit weißem Flieder, waren nachts die Straßen leer. Bei mir kehrte abends Kaltzeit am Ufer ein und folgte manchmal ins Haus. Natur verbunden mit Stimmungen, mit zwischenmenschlichen Störungen. Im Grunde waren unsere Gedichte ähnlich. Das war uns vorher nur nicht aufgefallen.
Die Preisverleihung moderierten Monika Littau und Simone Scharbert. Wir bekamen unsere Urkunden und die wunderschönen Poesiepostkarten, trugen unsere Gedichte vor und erfuhren, was die Jury darin entdeckt hatte.
Als ich am Hauptbahnhof Wuppertal auf meinen Zug wartete, hatte ich das Gefühl, dass das Sammeln von Wörtern, das Stochern und Nachspüren, das Ablauschen und Beobachten, das Abtauchen in oft unbequeme Wahrheiten, das Ringen um ein paar funkelnde Zeilen, dass all das doch zählte und vielleicht auch lebensnotwendig sei.
Ein paar Monate später rief mich Monika noch einmal an. Nach zehn Jahren postpoetry wollte sie sich anderen Aufgaben widmen. Natürlich. Aber was würde aus dem Projekt werden? Der Wettbewerb, der Workshop, die Tandemlesungen? Ein einzigartiges Projekt, weil es Profis und Nachwuchsautor*innen miteinander verbindet. Nachwuchsförderung lag mir schon immer am Herzen. Von Anfang an war ich beim NRW-Kultur-und-Schule-Projekt dabei, schrieb mit Kindern und Jugendlichen in unzähligen Schreibland-Schreibwerkstätten. Es war schnell klar, dass ich postpoetry weiterführen würde.
Und so geht es nach einem Jahr Pause in die 11. Runde. Ein bisschen verändert: statt jeweils fünf Preisträger*innen nur noch drei. Dafür wird jedes Jahr ein Buch entstehen, darin ein lyrischer Dialog zwischen Lyriker und Nachwuchs. Den Anfang machen Meike Wanner (Jahrgang 1997) und der Dichter Harald Kappel.
Die 11. Preisverleihung wird am 5. November in der Zentralbibliothek Hamm stattfinden. An einem Ort, an dem ich schon viele Schreibwerkstätten mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt habe.
Für postpoetry.NRW 2021 bewerben können sich noch bis zum 25. Juli 2021
- Lyrikerinnen und Lyriker aus NRW (Wohnsitz und/oder Geburtsort), die mindestens eine eigenständige Buchveröffentlichung nachweisen können, sowie
- Nachwuchsautorinnen und -autoren aus NRW (Wohnsitz und/oder Geburtsort) im Alter von 15-23 Jahren
Weitere Infos unter www.postpoetryNRW.blogspot.com